Interview mit Aaron Meier

Interview mit Aaron Meier

Interview mit Aaron Meier, Zimmerer und Bauherr

Aaron Meier, ein Zimmerer aus Feldkirch in Vorarlberg, hat ein beeindruckendes Bauprojekt mit Bio-Strohballendämmung realisiert. Dabei hat er nicht nur sein Fachwissen eingebracht, sondern auch vieles selbst umgesetzt. In diesem Interview spricht Aaron über seine Erfahrungen, Herausforderungen und die Vorteile dieser nachhaltigen Bauweise.

  1. SonnenKlee: Hallo Aaron, bitte stelle Dich unseren Leser*innen kurz vor.

Aaron Meier: Nach der Landwirtschaftsschule und einer Forstwirtschaftslehre habe ich eine vierjährige Zimmermannslehre in einer kleinen, familiären Zimmerei abgeschlossen. Nach meinem Auslandszivildienst in Kambodscha bin ich in eine große Zimmerei im Bregenzerwald gewechselt, wo ich seit vier Jahren tätig bin.

Parallel dazu habe ich den Aufbaulehrgang für Bautechnik an der HTL Rankweil absolviert und meine Abschlussarbeit der Aufstockung des Elternhauses in möglichst ökologischer Bauweise gewidmet.

  1. SonnenKlee: Erzähle uns bitte etwas über Dein Projekt. Welche Materialien hast Du verwendet, und was hat Dich dazu inspiriert, Dein Haus mit Bio-Strohballendämmung zu bauen?

Aaron Meier: Bei meinem Projekt handelt es sich um die Aufstockung des Mehrfamilienhauses meiner Eltern. Da das Dach ohnehin erneuert werden musste, wurde es angehoben, wodurch etwa 150 m² neuer Wohnraum entstanden sind – mit der Möglichkeit, einen Teil davon als Einliegerwohnung zu nutzen.

Bei der Umsetzung habe ich auf nachhaltige Materialien gesetzt: Die Außenwände wurden in Holzständerbauweise erstellt und mit Strohballen gedämmt. Innen wurden sie mit 5 cm Lehm verputzt. Dadurch konnte ich auf eine Dampfbremse verzichten. Die Innenwände bestehen aus selbst hergestellten Stroh-Lehm-Ziegeln und wurden ebenfalls mit Lehm verputzt.

Den ersten Anstoß für diese Bauweise bekam ich schon während meiner Lehre durch ein Buch von Erwin Thoma. Es brachte mich dazu, kritisch über herkömmliche Baumaterialien nachzudenken. Besonders die Verwendung von Dampfsperren im Holzbau erschien mir fragwürdig – ich war überzeugt, dass es auch anders gehen muss.

Meine Erfahrungen mit Fertigteilhäusern in Holzbauweise bestärkten diesen Gedanken weiter. Oft fehlt diesen Häusern die nötige Masse, um ein stabiles Raumklima zu gewährleisten. Kombiniert mit dunklen Fassaden und großen Fenstern führt dies häufig zu sommerlicher Überhitzung. Solche Probleme wollte ich bei meinem Projekt von Anfang an vermeiden. Mit meiner fast 50cm starken Außenwand habe ich nicht nur Passivhausstandart (U-Wert 0,15 W/m²K) sondern auch Masse zum Schutz vor einer sommerlichen Überhitzung.

Den letzten Anstoß gab schließlich ein Vortrag von Kai Längle auf der Combau, der meine Entscheidung für Strohballendämmung endgültig bestärkte.

  1. SonnenKlee: Welche Herausforderungen gab es beim Arbeiten mit Strohballen, und wie hast Du diese gelöst?

Aaron Meier: Das Arbeiten mit Strohballen ist grundsätzlich nicht mit herkömmlichen Dämmmaterialien wie Holzwolle vergleichbar. Es erfordert ein Umdenken und sorgfältige Planung, vor allem bei der Verarbeitung der Materialien. Bei Standardfeldern, also größeren Flächen, lässt sich die Dämmung gut umsetzen, wenn man weiß, worauf man achten muss.  Herausfordernd wurde es bei kleineren Feldern, wo die Ballen zugeschnitten werden mussten. Dafür haben wir eine Motorsäge verwendet, was gut funktionierte. Allerdings war es anspruchsvoll, die geforderte Festigkeit der Dämmung an diesen Stellen sicherzustellen, da die Ballen durch das Zuschneiden weniger kompakt sind. Hier war viel Sorgfalt und Nachverdichtung nötig, um die Stabilität zu gewährleisten und ein optimales Ergebnis zu erzielen.

  1. SonnenKlee: Wie waren die Rückmeldungen von Freunden, Familie und Nachbarn? Gibt es vielleicht Nachahmer?

Aaron Meier: Anfangs waren viele skeptisch, besonders wegen der Angst vor Ungeziefer oder Brandgefahr. Aber das Gegenteil hat sich gezeigt: Es riecht angenehm, ist gemütlich warm, und das ganze System überzeugt. Vor allem die Argumente gegen sommerliche Überhitzung und die Nachhaltigkeit kamen gut an. Einige, die zuerst kritisch waren, denken jetzt sogar darüber nach, selbst mit diesen Materialien zu bauen.

  1. SonnenKlee: In Vorarlberg gibt es ein wachsendes Interesse am ökologischen Bauen. Wie erklärst Du Dir das, und was können andere Bundesländer davon lernen?

Aaron Meier: Das Interesse an ökologischem Bauen und Strohdämmung wächst in Vorarlberg bestimmt auch deshalb, weil natürliche Materialien wie Holz und Stroh hier Tradition haben und sich schon über viele Jahre bewährt haben. Vor allem im Holzbau ist Vorarlberg weit vorne, und die Kombination aus Holz und Stroh macht ökologisches Bauen noch nachhaltiger. Holz sorgt für Stabilität und lässt sich gut mit Stroh als Dämmmaterial ergänzen, das wiederum Wärme speichert und ein angenehmes Raumklima schafft. Diese Verbindung von Tradition und moderner Bauweise könnte ein Vorbild für andere Bundesländer sein. Mit regionalen Materialien zu bauen ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern schafft auch langlebige und gesunde Häuser.

  1. SonnenKlee: Hast Du Tipps für Bauherren, die mit Strohballendämmung bauen wollen?

Aaron Meier: Wichtig ist, genug helfende Hände und passendes Werkzeug zu haben. Dünne Platten helfen, die Strohballen leichter in die Felder zu bringen, und spezielles Stopfwerkzeug ist praktisch, um kleinere Lücken ordentlich zu stopfen.

Man sollte auch beachten, dass die Strohballen beim Einbau die Holzständer in der Mitte stark auseinanderdrücken können. Bei uns hat das dazu geführt, dass die Eckpfosten sich beim Stellen der Wände verschoben haben, und es war ein richtiger Kraftakt, die einzelnen Wandelemente mit Spanngurten wieder zusammenzubringen.

Beim nächsten Mal würde ich entweder an den Rändern Doppelpfosten einplanen oder in der Mitte einen zusätzlichen Riegel einbauen, um die Stabilität zu erhöhen und solche Probleme zu vermeiden. Mit etwas Vorbereitung und den richtigen Mitteln kann man sich viel Arbeit ersparen!

  1. SonnenKlee: Wie hast Du die aktuellen Baukostensteigerungen gespürt? Musstest Du Deine Planung anpassen?

Aaron Meier: Da ich fast alles in Eigenleistung mache, war ich davon weniger betroffen.

  1. SonnenKlee: Gibt es Möglichkeiten, mit nachhaltigen Materialien Kosten zu sparen?

Aaron Meier: Grundsätzlich sind Stroh, Lehm und Sand günstige Rohstoffe. Wenn man in der Umsetzung viel auf Eigenleistung setzt und auf diese Materialien zurückgreift und nicht auf teure Produkte wie Lehmbauplatten, kann man einiges an Kosten sparen. Den Grobputz mische ich zum Beispiel aus Sand und Lehm der als Abfallprodukt bei einem Kieswerk anfiel. Der Putz kann dann direkt auf die Strohdämmung aufgetragen werden, da sie als Putzträger optimal funktioniert. Oft lohnt es sich auch sich auf Baustellen in der Umgebung zu erkundigen, ob der Aushub lehmhaltig ist. Dieser muss meist teuer entsorgt werden und bekommt so wieder eine Verwendung.

  1. SonnenKlee: Was war für Dich das schönste Erlebnis während des Bauprozesses?

Aaron Meier: Das schönste Erlebnis während des Bauprozesses war der Moment, als die Wände aufgerichtet wurden und das Haus endlich seine Form angenommen hat. Besonders beeindruckend war es, als das Dach fertig war und der Firstbaum aufgezogen wurde – das war ein wirklich besonderer und emotionaler Moment.

Ein weiteres Highlight waren die vielen Freunde und Verwandten, die während des gesamten Projekts geholfen haben. Die gemeinsamen Grillabende nach einem langen Arbeitstag waren einfach gemütlich und haben das Ganze zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht.

Vielen Dank für das spannende Interview, Aaron!

Bildmaterial: Aaron Meier

Baustrohballen ab sofort verfügbar

Baustrohballen ab sofort verfügbar

Auf einer Baustelle im bayrischen Chieming stehen aktuell rund 400 Baustrohballen (Format: 360x460x740 mm) zum Verkauf. Dieser natürliche Baustoff / dieses natürliche Dämmmaterial eignet sich ideal für nachhaltige Bauprojekte und bietet hervorragende Dämmwerte. Nutzen Sie die Gelegenheit, Baustrohballen zu erwerben und setzen Sie auf umweltfreundliche Bauweise.

Bei Interesse melden Sie sich gerne unter: office@sonnenklee.at.

Weitere Informationen zum Bauprojekt

Fassadensanierung: Stroheinblasdämmung kombiniert mit Holzweichfaserplatten

Fassadensanierung: Stroheinblasdämmung kombiniert mit Holzweichfaserplatten

Für eine effektive und ökologisch verträgliche Altbausanierung erweist sich Einblasstroh als besonders geeignet. Die aktuellen Herausforderungen wie steigende Energiepreise, die Klimaerwärmung und die Problematik von Umweltgiften machen Strohdämmung zu einer zunehmend relevanten Lösung.

In Waidhofen an der Thaya wurde ein Sanierungs-Referenzprojekt, mit Einblasstroh an der Fassade von der Reissmüller Baugesellschaft m.b.H gedämmt. Die Besitzerin entschied sich gegen herkömmliche Dämmstoffe und für eine umweltfreundliche Lösung mit Stroh und Holzweichfaserplatte. Die Dämmung, bestehend aus einer Holzunterkonstruktion und Einblasstroh, wurde außen an das 60er-Jahre-Haus angebracht, wodurch der Heizwärmebedarf signifikant von über 220 kWh/m²/a auf etwa 65 kWh/m²/a reduziert wurde. Die Methode ist etwas arbeitsintensiver als traditionelle Verfahren, bietet jedoch viele Vorteile wie verbesserte Feuchtigkeitsregulierung, Schallschutz, sommerlichen Überhitzungsschutz und eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber Hagel und Schädlingen. Die Bauweise ist diffusionsoffen und vermeidet potenzielle Schäden an der historischen Bausubstanz. Die Verwendung von regionalen, nachhaltigen Materialien unterstützt ein umweltfreundliches Baukonzept, das auf Langlebigkeit des Objekts ausgerichtet ist. Auch Brandschutztechnisch entspricht zertifiziertes Einblasstroh der Euroklasse E, womit die Anwendungsbereiche – über das Einfamilienhaus hinaus – abgedeckt werden können.

Kürzlich wurde in Maria Anzbach im Wienerwald ein weiteres wegweisendes Fassadensanierungsprojekt realisiert. Im Zuge dieser Renovierung wurde auf die bestehende Fassade eines Einfamilienhauses zunächst eine Unterkonstruktion mit Kanthölzern aufgebracht. Darauf folgten 6 cm Holzweichfaser Putzträgerplatten. Der entstandene Hohlraum von 10 cm wurde vom Einblasexperten des Raiffeisen Lagerhaus Zwettl mit Stroheinblasdämmung von der Firma Vinzenz Harrer GmbH ausgefüllt, und abschließend erhielt die Fassade einen hochwertigen, diffusionsoffenen Verputz. Mit einer Gesamtdämmstärke von 16 cm verfügt das Gebäude nun über eine diffusionsoffene Fassade. Im Gegensatz zu synthetischen Materialien verursacht diese Lösung selbst bei Altbauten keinerlei Feuchtigkeitsprobleme. Die etwas höheren Kosten im Vergleich zu einer herkömmlichen EPS-Fassadendämmung rechtfertigen sich zweifellos durch die Nachhaltigkeit und Langlebigkeit einer Strohfassade. Auch das Thema Entsorgung bereitet bei dieser Variante den nächsten Generationen keine Sorgen.

 

Oft scheint es, als seien klassische Wärmedämmverbundsysteme mit EPS bei der Fassadensanierung alternativlos. Dem ist mittlerweile nicht mehr so, denn Stroheinblasdämmung in Kombination von Holzweichfaserplatten ist zu einer echten Alternative geworden. Die folgenden Vorteile werden allesamt dazu beitragen, dass Projekte nachhaltiger Fassadendämmung zukünftig keine Einzelfälle mehr sein werden.

Vorteile einer Stroh-Fassadendämmung:

  • Hervorragende Wärmedämmung: Die Kombination aus Stroh und Holzweichfaserplatten bietet eine effiziente Wärmedämmung, die den Heizenergiebedarf reduziert und somit zu Energieeinsparungen führt. Das System schafft eine effektive Barriere gegen Kälte im Winter und Hitze im Sommer.
  • Atmungsaktivität: Die diffusionsoffene Fassade ermöglicht einen natürlichen Austausch von Feuchtigkeit, wodurch es zu keinen Feuchtigkeitsproblemen kommen kann und auch das Raumklima wird verbessert. Die Lösung beugt Schimmelbildung vor und trägt auch zu einem gesunden Wohnklima bei.
  • Funktionell und einfach zu verarbeiten: Die Stroheinblasdämmung in Kombination mit Holzweichfaserplatten bietet eine hohe Funktionalität, indem sie den Hohlraum optimal ausfüllt und somit eine gleichmäßige Wärmedämmung gewährleistet. Die Verarbeitung von Stroheinblasdämmung kann mit herkömmlichen Einblasmaschinen, wie sie z.B. auch für Zellulose verwendet werden, erfolgen.
  • Höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber Umwelteinflüssen: Stroh-Fassadendämmungen in Kombination mit Holzweichfaserplatten zeigen eine beeindruckende Widerstandsfähigkeit gegenüber Hagelschäden. Die natürliche Elastizität des Strohs und die Robustheit der Holzweichfaserplatten tragen dazu bei, dass die Fassade selbst bei Hagelstürmen standhält, was zu einer langfristigen Werterhaltung des Gebäudes führt. Zudem bietet die Konstruktion eine höhere Resistenz gegenüber eventuellen Schäden durch Spechte, was die Lebensdauer der Fassade weiter verlängert.
  • Umweltfreundlich, regional und nachhaltig: Im Vergleich zu herkömmlichen Dämmstoffen erfordert die Herstellung von Stroh und Holzweichfaserplatten deutlich weniger Energie. Zudem trägt die Verwendung eines regionalen, nachwachsenden Rohstoffes zur Reduzierung der Umweltauswirkungen bei.
  • Klimafreundlich sogar mit CO2-Langzeitspeicherung: Die Kombination von Stroh und Holzweichfaserplatten fungiert als CO2-Speicher, da beide Materialien während ihres Wachstums Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnehmen und dieses nach der Verarbeitung im Gebäude gebunden bleibt. Dies trägt aktiv zur Reduktion der Treibhausgasemissionen und somit zum Klimaschutz bei.
  • Geringer Energieaufwand bei der Herstellung: Die Produktion von Stroh und Holzweichfaserplatten erfordert im Vergleich zu synthetischen Dämmstoffen einen geringeren Energieaufwand, was die Gesamtenergiebilanz positiv beeinflusst.
  • Recyclingfähigkeit: Sowohl Stroh als auch Holzweichfaserplatten sind recyclingfähig, was die Kreislaufwirtschaft fördert und den ökologischen Fußabdruck minimiert.
  • Keine Entsorgungsprobleme in der Zukunft: Im Gegensatz zu synthetisch hergestellten Dämmstoffen können Stroh und Holzweichfaserplatten am Ende ihrer Lebensdauer umweltfreundlich entsorgt oder wiederverwertet werden.
  • Wirtschaftliche Rentabilität: Die anfänglich leicht höheren Kosten im Vergleich zu herkömmlichen EPS-Fassadendämmungen amortisieren sich über die Zeit durch die nachhaltigen und langlebigen Eigenschaften einer Strohfassade. Die Investition in diese ökologische Lösung zahlt sich nicht nur durch Energieeinsparungen, sondern auch durch langfristige Werterhaltung und geringere Instandhaltungskosten aus.

Diese vielen Vorteile machen die Stroh-Fassadendämmung zu einer zukunftsweisenden Wahl für nachhaltige und ökologisch verträgliche Altbausanierungen. Wenn auch Sie ihr Projekt mit Stroheinblasdämmung umsetzten wollen, dann kontaktieren sie uns jetzt gleich: www.sonnenklee.at/kontakt

Interview mit Martin Rummel

Interview mit Martin Rummel

Martin Rummel, Baubiologe IBN, Enthusiast für energieeffizientes, gesundes und ökologisches Bauen

Martin Rummel ist ein erfahrener Fachmann für den Bereich Holzbau, naturnahe Produkte und energieeffiziente Bausysteme. Mit seinem fundierten Wissen und seiner Leidenschaft für innovative und ökologische Lösungen, treibt er den Einsatz der zukunftsweisenden Stroh-Einblasdämmung bei der Firma Harrer voran. Wir freuen uns sehr, dass er unsere SonnenKlee-Interviewfragen beantwortet hat.

SonnenKlee: Guten Tag Herr Rummel, bitte stellen Sie sich unseren Leser*innen kurz vor.

Martin Rummel: Nach meiner Ausbildung zum Zimmermann in der Nähe von Bad Tölz habe Bauingenieurwesen  (Vertiefung Bauen im Bestand) in München studiert und später noch eine Weiterbildung zum Baubiologe IBN im Fernstudium besucht. Im Februar dieses Jahres bin ich mit meiner kleinen Familie von München nach Graz übersiedelt. Nach einigen Stationen in ausführenden Holzbaufirmen bin ich in den Handel gewechselt. Es macht mir große Freude, zukünftige Bauherren und andere Entscheidungsträger über nachhaltige Bauprodukte zu beraten. Seit kurzem schreibe ich regelmäßig Fachartikel auf LinkedIn und möchte so meine Erfahrungen mit alternativen und klimaresilienten Baustoffen an ein breites Publikum weitergeben.

SonnenKlee: Sie forcieren bei der Firma Harrer die Stroh-Einblasdämmung. Was sind die Vorteile dieses Produkts und warum sollte ein Planer, Architekt oder Bauherr/-frau es einsetzen?

Martin Rummel: Meiner Meinung nach sind viele Entscheidungsträger am Bau auf der Suche nach einer Dämmung, die in der Herstellung nur ganz wenig Primärenergie benötigt und die sowohl im Sommer als auch im Winter geeignet ist, um ein behagliches Wohnklima zu schaffen. Des Weiteren sollte es sich um einen Dämmstoff aus nachwachsenden Ressourcen handeln, der CO2 speichert, was für ein positives Image des jeweiligen Bauvorhabens sorgt. Auch sollte die Dämmung die Baustellenumgebung sauber halten und problemlos zu entsorgen sein. Stroh-Einblasdämmung hat all diese Produkteigenschaften. Zudem ist es regional fast unbegrenzt verfügbar. Stroh ist ein Alleskönner.   

SonnenKlee: Wie wird Stroh als Einblasdämmung hergestellt und wie wird es in den Wänden eingebracht?

Martin Rummel: Die Einblasdämmung aus Stroh wird aus Weizenstroh oder Bio-Weizenstroh hergestellt. Üblicherweise wird das Stroh am Feld in Großballen gepresst und später klein geschnitten und entstaubt, womit es dann als Einblasdämmung einsatzfähig ist. Als Nebenprodukt der regionalen Getreideproduktion weist BauStroh eine hervorragende Ökobilanz auf. Die Einblastechnik ermöglicht eine schnelle, saubere und fugenlose Verarbeitung. Das Einblasstroh wird witterungsgeschützt in Säcken auf Paletten geliefert. Einblasdämmung aus Stroh kann für die bauseitige Dämmung mit herkömmlichen Einblasmaschinen verwendet werden. Dies ist sowohl bei Neubauten als auch bei der nachträglichen Dämmung von Altbauten möglich.

SonnenKlee: Wie wirkt sich Stroh als Einblasdämmung auf die Energieeffizienz und die Gesamtenergiebilanz eines Gebäudes aus?

Martin Rummel: Wie schon angesprochen punktet Stroh-Einblasdämmung sowohl im Winter als auch im Sommer. Bei einer Rohdichte von ca. 120 kg/m³ – im eingeblasenen Zustand – lässt sich ein ausgezeichneter sommerlicher Hitzeschutz erreichen. Noch dazu reguliert Stroh als sorptionsfähiger und hygroskopischer Baustoff die Feuchtigkeit: bei Verdunstung wird Energie vernichtet („Verdunstungskälte“); bei Absorption wird Energie frei (Phasenübergang zwischen flüssigem und gasförmigem Aggregatszustand; oder entgegengesetzt); Zum einen sind sich sogar viele Fachleute über diese Eigenschaften nicht im Klaren, zum anderen sind diese Produkteigenschaften bei der Leistungsbeschreibung nicht berücksichtigt worden. Einen Dämmstoff NUR über die WLG (Wärmeleitgruppe) zu verkaufen, halte ich für viel zu kurz gegriffen. Das ist ungefähr so, als würde ich ein Auto nur über die Farbe des Lackes verkaufen.

Im Beratungsgespräch erkläre ich das immer so: „Was nutzt Ihnen eine WLG von 0,032 W/(m*K), wenn Sie jeden Sommer trotzdem zwei Wochen im Keller Ihres Einfamilienhauses schlafen müssen, weil Sie es im Dachgeschoss nicht aushalten?“ Eine Konstruktion muss im Sommer funktionieren, dann funktioniert sie auch im Winter. Umgekehrt ist das leider nicht der Fall.“

Die Beiträge, die ich in jüngerer Vergangenheit gelesen habe, sprechen davon, dass wir in der Vergangenheit Häuser für ein Klima gebaut haben, das es nicht mehr gibt. Die Mehrheit ist sich über die Tragweite dieser Aussage gar nicht bewusst.

SonnenKlee: Was sind die klassischen Einsatzbereiche von Stroh-Einblasdämmung und kann der Dämmstoff auch bei Bestandsgebäuden zur Sanierung oder Erweiterung eingesetzt werden?

Martin Rummel: Stroh-Einblasdämmung wird in der Regel in sechsseitig geschlossene Gefache oder Hohlräume eingeblasen. Dies können Holzrahmenbaukonstruktionen von Holzhäusern, Holztramdecken oder klassische Dachstühle sein. Dass Stroh auf oberste Geschossdecken offen aufgeblasen wird, wird – nach meinem Wissenstand – eher selten praktiziert, funktioniert aber auch. Aufgrund dessen, dass Stroh-Einblasdämmung keine Nährstoffe enthält, ist es für Nagetier und dergleichen uninteressant.

In der Sanierung kann Stroh-Einblasdämmung zwischen die Staffel einer auf den Bestand gedübelten Holzrahmenkonstruktion eingeblasen werden. Wird diese HRB-Konstruktion mit Putzträgerplatten aus Holzfaser beplankt, dann kann das Gebäude abschließend verputzt werden. Das Erscheinungsbild eines Gebäudes ändert sich im Großen und Ganzen also nicht. Übrigens ist bei bestimmten Putzträgerplatten ein Rastermaß von max. 83,3 cm zwischen den Staffeln möglich. So lässt sich die Wärmebrückenwirkung der Staffel weiter reduzieren.

SonnenKlee: Wie sieht es mit der Lebensdauer von Strohdämmung aus und wie kann das Material schlussendlich entsorgt werden, oder kann es im Sinne der Kreislaufwirtschaft auch wiederverwendet werden?

Martin Rummel: Strohdämmung ist ein sehr umweltfreundlicher Dämmstoff, der aus einem landwirtschaftlichen Nebenprodukt hergestellt wird. Wenn die Strohdämmung fachgerecht verarbeitet und vor Witterung und Nässe geschützt wird, verspricht der Dämmstoff eine lange Lebensdauer. Ähnlich wie bei der umgebenden Holzkonstruktion kann hier kein „Mindesthaltbarkeitsdatum“ im Sinne einer maximalen Lebensdauer angegeben werden.

Die Entsorgung von Einblasstroh ist unproblematisch, da es biologisch abbaubar ist und somit kompostiert werden kann. Alternativ könnte es auch energetisch genutzt werden.

Im Sinne der Kreislaufwirtschaft kann Strohdämmung auch wiederverwendet werden. So können beispielsweise alte Strohballen als Dämmstoff für neue Gebäude verwendet werden. Aber auch Stroh als Einblasdämmung wird in 40 oder 50 Jahren als gebrauchtes Bauprodukt einen Abnehmer finden – da bin ich mir sicher. Bis dahin wird eine Weltbevölkerung von 10 Milliarden Menschen vorhergesagt.

SonnenKlee: Wie kann eine noch breitere Akzeptanz von ökologischen Baumaterialien wie zum Beispiel Stroh-Einblasdämmung geschaffen werden?

Martin Rummel: Ich denke, wir leben in einer Zeit, in der sich viele Menschen für alternative Baumaterialien interessieren. Die Informationen dazu waren noch nie so einfach zu bekommen. Es ist trotzdem wichtig, das Bewusstsein für die Vorteile von ökologischen Baustoffen weiter zu schärfen. Ich gehe sehr stark davon aus, dass in Zukunft auch entsprechende Regularien (Steuervergünstigungen, Subventionen) einen wirtschaftlichen Anreiz schaffen werden. Wir Fachleute dürfen nicht müde werden, über die Vorteile von alternativen Baustoffen zu sprechen. Der Mensch im Allgemeinen ist leider ein Gewohnheitstier und wendet sich nur ungern von gewohnten Strukturen ab. Baustoffe müssen sich über ca. 20 bis 30 Jahre „bewähren“ bis sie auf Akzeptanz stoßen. Die Handys in unserer Hosentasche dürfen dagegen nicht älter als zwei Jahre sein. So ist das leider…

SonnenKlee: Der Holzbau hat sich in den vergangenen Jahren auch sehr stark im großvolumigen Bau etabliert. Wie war dies möglich und was könnte man daraus für einen breiteren Einsatz von Stroh-Einblasdämmung lernen?

Martin Rummel: Der Holzbau hat sich in den vergangenen Jahren im großvolumigen Bau etabliert, weil er eine nachhaltige Alternative zu konventionellen Baumaterialien darstellt. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und somit umweltfreundlicher als andere Baumaterialien. Außerdem ist Holz ein sehr vielseitiger Baustoff, der sich für eine Vielzahl von Anwendungen eignet. Im großvolumigen Bau bietet Holz viele Vorteile, wie zum Beispiel eine hohe Tragfähigkeit, eine gute Wärmedämmung und eine kurze Bauzeit. Darüber hinaus sind Holzbauten sehr energieeffizient und können somit dazu beitragen, den Energieverbrauch zu reduzieren. Das gleiche gilt für den Baustoff Stroh. Es ist wichtig, das Endverbraucher-Bewusstsein für die Vorteile von Stroh zu schärfen. Dazu können Informationskampagnen (z. B. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (fnr e. V.) in Deutschland), Workshops und Schulungen beitragen. Die Menschen müssen verstehen, dass Stroh nicht nur umweltfreundlicher ist, sondern auch gesünder und energieeffizienter. Des Weiteren ist es wichtig, kontinuierlich in Forschung und Entwicklung zu investieren, um die Eigenschaften und Leistungen von Stroh als Baustoff zu verbessern. In meinen Augen zeigt der Weg des BauStrohs steil nach oben. Stroh ist Zukunft !

SonnenKlee: Gibt es noch etwas, das Sie unseren LeserInnen mitgeben möchten?

Martin Rummel: Haben Sie den Mut beim Bauen – und auch sonst – einen neuen Weg zu gehen! Erkundigen Sie sich bei unabhängigen Stellen über die Vorzüge von alternativen Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen. Experten sind sich einig, dass die Sommermonate in Zukunft, die eigentliche Herausforderung werden. Noch hat der Laie kein Gespür dafür, welche Aufwendungen und Kosten für Kühlung notwendig werden. Alternative Baustoffe sind hier sehr oft die besseren Alleskönner.

Aber auch sonst…

Jeder von uns kennt einen circa 10-jährigen Menschen, den er liebt. Auch diese Menschen haben ein Recht auf einen lebenswerten Planeten.

Sechs von neun planetaren Grenzen sind zum aktuellen Zeitpunkt bereits überschritten. Dabei spreche ich von ökologischen Grenzen der Erde, deren Überschreitung die Stabilität des Ökosystems der Erde und damit das Vorankommen der Menschheit gefährdet. Jeder einzelne von uns sollte von Zeit zu Zeit innehalten und sein (gewohntes) Tun und Handeln überdenken.

Ich zum Beispiel bin vom Auto aufs Lastenrad umgestiegen und es macht einfach nur Spaß vor dem Eingang eines Supermarktes in der ersten Reihe zu parken. Damit möchte ich betonen, dass Veränderungen auch positive Nebeneffekte haben können. Probieren Sie’s aus! Es würde mich freuen, wenn ich Ihr Stein des Anstoßes sein könnte.

 

Lieber Herr Rummel, vielen Dank für das sehr spannende Interviewgespräch!

LInks:

Bauen eines Musterhauses aus Strohballen

Bauen eines Musterhauses aus Strohballen

Im Lehrgang „Strohballenbau – Theorie & Praxis“ legen die Teilnehmer:innen Hand an

Aktuell findet in der Nähe von Amstetten der Lehrgang Strohballenbau Theorie und Praxis statt. Bis am 16. April 2023 erhalten die Teilnehmer:innen Informationen über die Geschichte sowie die zukünftigen Anforderungen des Strohballenbaus, Aufbauten mit Strohballen, bewährte Baudetails, Bauphysik, Baurechtliches sowie über die zu kalkulierenden Kosten.

Der Lehrgang enthält zahlreiche praktische Inhalte wie die Errichtung eines Mustergebäudes, Fassadendämmung, Umbinden von Ballen, Verbindungen zwischen Strohballen und der Holzkonstruktion sowie über das Verputzen auf Strohwänden.

Am ersten Tag des Lehrgangs „Strohballenbau Theorie und Praxis“ arbeiten die Teilnehmer:innen an der Errichtung eines Musterhauses.

Sie haben Interesse am Strohballenbau? Der Nächste Lehrgang findet vom 3.-7. August 2023 statt.

 

 

Nähere Informationen finden Sie untenstehend.

Interview mit Anton Spitaler

Interview mit Anton Spitaler

Anton Spitaler, Geschäftsführer, Wegbereiter für ökologisches Dämmen

Anton Spitaler hat als Gründer der Firma ISOCELL, als einer der ersten gezeigt, dass Dämmen mit ökologischen Materialien wie Zellulose im großen Stil möglich ist. Sein Umweltbewusstsein war immer eine starke Motivation für ihn und mit zahlreichen Innovationen hat er die Produktion und den Einsatz von Dämmprodukten stetig optimiert. Ein logischer Schritt war auch die Aufnahme der Stroh-Einblasdämmung Plantacell, in das Produktportfolio von ISOCELL. Wir freuen uns sehr, dass er uns ein Interview gegeben hat.

SonnenKlee: Wie haben Sie es damals geschafft, in der Baubranche mit Zellulose-Einblasdämmung ein neues Produkt zu etablieren und somit Isocell zu einem internationalen Big-Player in der Dämmindustrie zu machen?

Anton Spitaler: Mit Begeisterung und super Mitarbeitern in einer Zukunftsbranche, dem Holzbau. Ein bisschen Glück muss man dann auch noch da und dort haben, aber das gilt ja für alle Unternehmungen.

SonnenKlee: Welche Chancen sehen Sie für Ihr Stroh-Einblasdämmungsprodukt Plantacell und was sind die Stärken von den Materialien Stroh und Zellulose?

Anton Spitaler: Stroh ist wie Zellulose ein CO₂ negatives Baumaterial. Es wird mehr CO₂ im Gebäude gespeichert, als es zur Herstellung verbraucht. Damit kann, auch wenn der Keller aus Beton ist, ein klimaneutrales Gebäude erreichtet werden.

SonnenKlee: Sehen Sie Auswirkungen der Energiekrise, die auf den Dämmstoffverkauf Einfluss haben oder in Zukunft noch haben werden?

Anton Spitaler: Natürlich, obwohl es manchmal so aussieht, als würde nur die Energieerzeugung gefördert. Aber es gibt günstige und hocheffiziente Maßnahmen wie die Dämmung der letzten Geschossdecke. Wenn man nur das macht, kann das bei einem Haus bis zu 40 % Einsparung bringen.

SonnenKlee: Wie sehen Sie die Entwicklungen bezüglich thermischer Sanierung von Gebäuden? Gerade bei Fassadendämmungen ist der Marktanteil von Polystyrol noch sehr hoch. Wie kann man ökologischere Alternativen mehr ins Bewusstsein bringen?

Anton Spitaler: Die Bauökologie wird nach einer Norm gerechnet. Man muss hier nichts erfinden und bei den meisten Energieausweisen auch als Wert ausgewiesen. Wenn das aber nicht thematisiert wird, kann sich kein Bewusstsein bilden.

SonnenKlee: Welche neuen Technologien und Werkzeuge für Erzeugung und Verarbeitung haben Sie mit Isocell in letzter Zeit entwickelt und wohin geht der Trend bei der Einblastechnik?

Anton Spitaler: Der Trend geht zu leistungsstärkeren Maschinen für die Baustelle und auf jeden Fall in Richtung automatischer Dämmlösungen in der Vorfertigung. Hier wird eigentlich ständig weiterentwickelt.

SonnenKlee: Können Sie uns etwas über die Möglichkeiten zur Vorfertigung im Werk und die dadurch entstehenden Vorteile erzählen?

Anton Spitaler: Die Vorfertigung von Holzelementen und die damit einhergehende Automatisierung ist eine der großen Chancen im Holzbau. Wir haben mit der Einblasplatte ISOBLOW Elements eine Technologie entwickelt, die sich optimal in die Prozesslinie integrieren lässt und mit der die Befüllung von einseitig beplankten Elementen möglich ist.

SonnenKlee: Zum Thema „Klimaneutralität im Gebäudesektor“ gab es ja kürzlich ein Expertengespräch bei Isocell. Welche Hebel sind notwendig bzw. sind lenkende Maßnahmen der Gesetzgebung sinnvoll, um eine raschere Transformation in der Baubranche zu erreichen?

Anton Spitaler:  Im Energieausweis wird automatisch der Wert für Baustoffökologie ausgewertet, aber in Wirklichkeit interessiert das niemanden. Es gibt ja keine Grenzwerte. Politisch brisant ist dies, weil es die Bauprodukte mit hoher Herstellenergie unter Druck bringen würde. Klimatechnisch ist dies nur bedingt ein Fortschritt. Wird ein Gebäude nur mit energieintensiven Materialien gebaut, darf es halt während der Nutzung keine Energie mehr benötigen. Oder man muss kompensieren und das geht wiederum nur im Mix mit organischen Materialien.

SonnenKlee: Durch die enormen Preissteigerungen in letzter Zeit im Bereich der Haushaltsausgaben und besonders auch im Bausektor können sich viele Familien den Traum eines eigenen Einfamilienhauses nicht mehr erfüllen. Kann das ökologische Bauen im großvolumigen Wohnbau nun auch verstärkt Einzug finden?

Anton Spitaler: Es ist Sache der Politik, die Umsetzung vom Europäischen Green Deal in den Ländern zu fördern. Leider steht sehr oft nur die Energiegewinnung und nicht die Einsparung im Vordergrund. Frau Van der Leyen hat in ihrer Rede vom 16. September 2020 ganz klar ausgedrückt, dass der Bausektor durch den Einsatz von organischen Materialien wie Holz vom CO₂-Verursacher zum CO₂ Speicher werden soll. Und das geht bei der Dämmung mit Materialien wie Zellulose und Stroh, die im Vergleich zu künstlichen Fasern auch wenig Primärenergieaufwand, also Energiebedarf bei ihrer Herstellung benötigen.

SonnenKlee: Was möchten Sie unseren LeserInnen sonst noch mitgeben?

Anton Spitaler: Keine weisen Ratschläge. Wir freuen uns, wenn sich jemand für Isocell interessiert und stehen bei Fragen zu Einblasdämmung und Luftdichtheit sehr gerne zur Verfügung.

Lieber Herr Spitaler, vielen Dank für das sehr spannende Interviewgespräch!

Links:

Interview mit Vinzenz Harrer

Interview mit Vinzenz Harrer

Vinzenz Harrer, KommR., Geschäftsführer, Visionär und Innovator

Vinzenz Harrer möchte mit seinen Dämmstoffen nicht nur helfen, die Betriebskosten von Gebäuden zu senken. Er will gesunde und ökologisch nachhaltige Räume schaffen und hat dazu auch Stroh-Einblasdämmung von SonnenKlee in seinem Produktportfolio. Wir freuen uns sehr, dass er heute in einem Interview unsere Fragen beantwortet.

SonnenKlee: Wie ist es dazu gekommen, dass ausgehend von einem Zimmereibetrieb ein führender Spezialist für Lösungen im Holzbau entstand?

Vinzenz Harrer:  In den ersten Jahren, nach dem Start für das Unternehmen, war es schwierig innovative Produkte für unsere Kunden zu bekommen. 1994 war OSB ein Sonderprodukt, das aus Nordamerika importiert wurde, KVH und CLT waren noch nicht am Markt. In dieser Zeit haben wir eine Produktplatte zusammengetragen, die es uns und unseren Marktbegleitern erlaubt hat, moderne Holzhäuser zu bauen. So ist aus dem Holzbaubetrieb der Handel bzw. Großhandel bei uns im Haus entstanden. Da wir aus dem Holzbau kommen, sind wir in der Lage unseren Kunden mehr als nur Materialien anzubieten. Wir bieten Lösungen an, daher auch der „führende Spezialist für Lösungen im Holzbau“

SonnenKlee: Wie sehr ist ihr Betrieb und wie sehr ist die Holzbaubranche von den aktuellen Entwicklungen rund um den Fachkräftemangel und der Teuerung betroffen?

Vinzenz Harrer: Die Personalknappheit macht vor keiner Branche halt. Der Holzbau ist hier noch etwas begünstigt, da der Werkstoff Holz im Trend liegt, toll verarbeitet werden kann und kreatives Bauen fördert. Die Teuerungen betreffen alle Materialien, in​ den letzten Monaten ist der Holzpreis wieder merklich gesunken, das freut viele Bauherrn. Die Kosten für andere Baustoffe steigen stärker an, damit hat der Holzbau die Nase wieder ganz vorne. Für mich ist es überhaupt der wettbewerbsfähigere Baustoff von allen. CO₂-neutral, nachwachsend, heimisch und extrem leistungsfähig. Alles in allem „Zukunftsfit“.

SonnenKlee: Die aktuellen Krisen durch Corona, Krieg und Energieverknappung betreffen alle Bereiche. Sehen Sie auch Chancen, daraus zu lernen und positive Veränderungen dadurch schneller voranzutreiben?

Vinzenz Harrer: Die derzeitigen Entwicklungen sind geprägt von steigenden Energiekosten, was die Rentabilität von Dämmstoffen massiv erhöht. Energie, die man nicht verbraucht, muss man auch nicht bezahlen. Mit einer funktionierten, gut gedämmten Gebäudehülle kann man Geld verdienen, die Umwelt schützen und obendrein noch die Lebensqualität steigern. Es braucht jetzt verstärkte Anreize für die thermische Ertüchtigung des Gebäudebestandes. Eine qualitative Sanierungsoffensive stellt jetzt eine besondere Chance dar.

SonnenKlee: Was hat sie dazu bewogen, Stroh als Dämmstoff in ihr Produktportfolio aufzunehmen?

Vinzenz Harrer: Wir haben uns seit der Gründung des Unternehmens mit nachhaltigen, naturnahen Produkten beschäftigt. Es gibt sehr viele alternative Baustoffe, es gibt aber kein Material, das von der Natur gewonnen wird und nach seiner Nutzung auch wieder an die Natur, und das ohne Einschränkungen, zurückgegeben werden kann. Stroh hat hier einen ganz besonderen Stellwert und führt für mich die Spitze der nachhaltigen Baustoffe an.

SonnenKlee: Was sind die wichtigsten Faktoren, die für den Holzbau in Kombination mit ökologischen Dämmstoffen sprechen?

Vinzenz Harrer: Um so homogener unsere Konstruktionen gebaut werden, um so leistungsfähiger, ökonomischer und auch ökologischer können sie betrachtet werden. Holzkonstruktionen, gedämmt mit Stroh, luftgedichtet mit Zellulosepappe, kombiniert mit Beplankungen aus Holzwerkstoffen bzw. Holzweichfaser, entsprechen einer konsequent nachhaltigen Bauweise. Es ist ein Gebot der Stunde, mit nachwachsenden Ressourcen zukunftsfähige und dauerhafte Bauwerke zu errichten. Holz und Stroh sind sich sehr ähnlich und damit auch weitgehend homogen.

SonnenKlee: Wie sehen Sie die Tendenzen, dass mittlerweile aus manchen Ecken versucht wird, die ökologische Wertigkeit von Holz (Kohlenstoffbindung, Nachhaltigkeit, Wiederverwendbarkeit, sakkadische Nutzung …) abzuwerten?

Vinzenz Harrer: Die Nutzung von Ressourcen braucht Verantwortung und systemische Nachhaltigkeit. Eine funktionierende Forstwirtschaft, auf die wir in Österreich vertrauen dürfen, stellt die Basis für eine ökologisch, ökonomische Bewirtschaftung unserer Wälder. Ein Raubbau an der Natur ist zu verhindern und auch zu verurteilen. Aus diesem Grund müssen wir uns auf heimische Produkte konzentrieren. In Österreich wächst immer noch mehr an Holz zu, als wir nutzen. Hier gibt es noch sehr viel Luft nach oben. Stroh wird nur zu einem sehr kleinen Teil genutzt, die Potenziale sind noch sehr groß. Wir können noch sehr viel nutzen, ohne der Natur zu schaden. In Gegenteil, wir speichern in den Bauwerken große Menge an Kohlenstoff und leisten so einen großen Beitrag zum Klimaschutz.

SonnenKlee: Welche Innovationen gab es im Bereich Holzbau in den letzten Jahren und was glauben Sie ist noch möglich?

Vinzenz Harrer: Stroh, CLT, Hanf, Holzfaser, das sind nur einige Beispiele für Entwicklungen im Holzbau. Es wird auch künftig Innovationen geben, die das Bauen, schneller, hochwertiger, ressourcenschonender und auch leistbarer machen. Immer, wenn es am Markt enger wird, werden Entwicklungen angeschoben. Für die kommenden Jahre werden wir den Materialeinsatz reduzieren müssen. Ich bin auch überzeugt, dass wir künftig auch wieder mehr mit Stäben und weniger mit Platten bauen werden. Holzrahmenwände, dazwischen ein nachhaltiger Dämmstoff und eine CLT Decke, das wäre für mich eine zukunftsweisende Konstruktion. CLT Wände sind in den meisten Fällen nicht wirtschaftlich.

SonnenKlee: Mit Ihren sehr effizienten Dämmstoffen sind heute Gebäude mit sehr niedrigem Heizenergiebedarf möglich. Nun ist der Bedarf an Energie für die Herstellung eines Gebäudes im Extremfall schon höher als der gesamte Heizenergiebedarf über die Lebensdauer des Objektes. Ist dies den Bauherren und -frauen von heute schon bewusst und was müsste noch passieren, dass dieses Faktum zukünftig die Baustoffwahl beeinflusst?

Vinzenz Harrer: Es braucht sicherlich noch vieles an Informationen, um jedem Bauherrn und jeder Baufrau die Vorzüge und auch die besonderen Leistungen von Naturbaustoffen näherzubringen. Jedes gebaute Projekt ist eine Referenz und ein Botschafter für künftige Entscheidungsträger. Die modernen Medien, wie Internet und soziale Netzwerke helfen uns dabei. Die Frage, ob man mit Naturbaustoffen arbeitet, stellt sich immer weniger oft. Vielmehr stellt sich die Frage, mit welchen nachwachsenden Materialien gearbeitet wird.

SonnenKlee: Was möchten Sie unseren LeserInnen sonst noch mitgeben?

Vinzenz Harrer: Bauen von Gebäuden ist nicht nur das Schaffen eines  Daches über dem Kopf, das Errichten von Bauwerken ist ein Symbol unserer Zeit und ein Vermächtnis an künftige Generationen. Wir sollten unseren Kindern mit gutem Beispiel vorangehen und bleibende Werte, wie auch eine heile Umwelt hinterlassen. Nachwachsende, erneuerbare Baustoffe sind eine große Chance für eine lebenswerte Zukunft.

Lieber Vinzenz Harrer, vielen Dank für das sehr interessante Interviewgespräch!

Links:

Überblick Weiterbildungen Strohballenbau

Überblick Weiterbildungen Strohballenbau

Wir freuen uns, euch die Angebote für Weiterbildungen im Fachgebiet Stroballenbau bekanntzugeben.


Workshops von ASBN


Lehm- und Kalkputz

Lehm und Kalkputz im Strohhaus Praxiskurs

In diesem Workshop verputzen wir die Strohballenwände innen mit Lehm (12.-16. Sept.) und außen (auf Strohplatten) mit Kalk (19.-23. Sept.).

Inhalte:

  • Putzvorbereitung – Leihm
  • Lehmputz auf Stroh und Schilf
  • Kalkputz auf Strohplatten und Schilf
  • Fensterdämmung (Hanf)
  • Luftdichtigkeit, Details, Finishes

Termine: 12.-16. September 2022: Lehm | 19.-23. September: Kalk

Lernobjekt: Strohballenhaus auf Schraubfundamenten mit Strohballen-Bodenplatte in Föllim bei Poysdorf/NÖ

Anmeldung: für Lehmputz und/oder Kalkputz unter asbn@baubiologie.at.

Kosten inkl. Verpflegung und Übernachtung:
5-Tages-Workshop: € 400,- bzw. € 350,- für Studierende und Arbeitslose; ohne Übernachtung oder ÜN im eigenen Zelt: € 300/250 für Verpflegung,
Kombipreis 10-Tages-Workshop Lehm- und Kalkputz: € 700,- bzw. 600,- für Studierende; 10% Ermäßigung bei asbn-Mitgliedschaft.


Stroballen-Praxis-Baustellen-Workshops

Inhalte:

  • Strohballen-Infill in Holzständerkonstruktion
  • Putzvorbereitung
  • Details in Strohballenwänden
  • Strohballen-Bodenplatte und -Dach

Termine: 26.-30. September 2022

Lernobjekt: Strohballenhaus auf Schraubfundamenten mit Strohballen-Bodenplatte und Strohballendach. Strohballen-Infill in Holzständerkonstruktion, Putzvorbereitung. Das Haus befindet sich in Großmeiseldorf, Übernachtung in Ravelsbach (im Strohballenhaus).

Anmeldung: unter asbn@baubiologie.at.

Kosten inkl. Verpflegung und Übernachtung:

5-Tages-Workshop: Übernachtung im Mehrbettzimmer (Einzelzimmer auf Anfrage): gesamt € 400,- bzw. € 350,- für Studierende und Arbeitslose;
bei Übernachtung im eigenen Zelt: € 300/250 für Verpflegung; 10% Ermäßigung bei asbn-Mitgliedschaft.


Prefab Infill Straw Bale House Practical Course

Inhalte:

  • Prefab Straw Bale House
  • Panel-Montage + Infill + Clay Plaster
  • Cutting, Stuffing, Shaving
  • Plaster Preparation
  • Clay Plaster on Straw Bale Walls

In Klagenfurt (Kärnten, AT) ist dieses moderne Strohballenhaus in Prefab- und Infill-Bauweise mit Kalk- und Lehmputz geplant.

Im Oktober 2022 werden wir dort (voraussichtlich 9.-11. Oktober) das Dach mit Strohballen befüllen, die Module mit Strohplatten beplanken und voraussichtlich von 17.-21. Oktober den Kalkputz machen. Wenn Ihr daran Interesse habt, könnt Ihr Euch unter asbn@baubiologie.at für den Kalkputz-Workshop vormerken lassen, dann informiert Euch ASBN, sobald der Termin fixiert ist. Wer davor beim Dachinfill oder der Montage der Strohplatten auf den Lorenz-Strohbau-Modulen mithelfen möchte, merkt das bitte im Mail an.


Load Bearing Straw Bale House Practical Course

Im Frühjahr 2023 wird ein lastragendes Strohballenhaus in Istrien errichtet.

Merkt euch bei Interesse unter asbn@baubiologie.at für den Workshop vor.

 

Zur Lehrgangsübersicht von asbn

 


Lehrgänge Virko Kade


Individuelle Online Beratung

Sie sind eine Baugruppe, Gemeinde oder Bauträger? Sie planen ein Wohnprojekt? Sie interessieren sich für den Strohballenbau und fragen sich, ob Sie ihre Projekte in dieser Bauweise realisieren können?

Termine nach Vereinbarung. (bevorzugte Software: zoom)

Fragen Sie gleich bei virko.kade@icloud.com nach Ihrem Online-Termin an!


5-tägiger Strohbaulehrgang: Theorie & Praxis, Kursort: Nähe Amstetten

Termin & detailliertes Programm folgen.

 

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