
Engelbert Schuller-Wagner ist ein innovativer Unternehmer, der mit seiner Zimmerei schon viele erfolgreiche Projekte umgesetzt hat. Sein Wissen über den Strohbau hat er bei Pionierprojekten und bei der Zusammenarbeit mit Virko Kade erworben. Wir freuen uns sehr, dass er uns heute ein Interview gibt.
SonnenKlee: Bitte stelle Dich unseren Leserinnen und Lesern kurz vor.
Engelbert Schuller-Wagner: Mein Name ist Engelbert Schuller-Wagner, 44 Jahre jung, verheiratet und stolzer Vater 3er Kinder!
Nach meiner Lehre als Mess- und Regeltechniker wurde mir schnell klar, dass dies nicht MEIN Werkstoff war und somit begann ich meine berufliche Laufbahn als Zimmermann. Nach vielen Jahren am Bau und in der Arbeitsvorbereitung machte ich die Meisterprüfung und kurz danach stürzte ich mich in das Abenteuer der Selbstständigkeit. Nun bin ich seit mittlerweile 6 Jahren mein eigener Chef und seitdem immer auf der Suche nach innovativen Projekten und Baustoffen.
SonnenKlee: Was fasziniert Dich an den Baustoffen Holz und Stroh und warum bist Du Zimmerer geworden?
Engelbert Schuller-Wagner: Das Arbeiten mit Naturmaterialen und im Freien war mir stets wichtig und dies wollte ich auch mit meiner Berufswahl unterstreichen. Durch meinen Vater, gelernter Tischler, habe ich schon früh den Umgang und die Verarbeitung mit Holz gelernt. Diese Zeit hat mich geprägt.
SonnenKlee: Du hast ja bereits zwei lasttragende Strohhallen für uns gebaut. Was hat dich bei den Projekten besonders interessiert und was waren dabei die größten Herausforderungen?
Engelbert Schuller-Wagner: Die größte Herausforderung war den Anrainer zu erklären, was wir hier machen 😉. Scherz beiseite…
Durch die örtliche Nähe der Fa. Sonnenklee wurde ich sehr schnell auf den Baustoff Stroh aufmerksam. Nachdem ich mein erstes Strohbauseminar absolviert hatte, war mir klar, dass dieser Baustoff etwas Besonderes ist und mit Holz perfekt kombinierbar ist und sehr viele Projekte umgesetzt werden könnten.
Nach dem Seminar kam die Fa. SonnenKlee auf mich zu, mit der Anfrage, ob es für mich interessant wäre, eine lasttragende Strohhalle aufzubauen. Natürlich war ich sofort Feuer und Flamme und so begann unsere Zusammenarbeit.
Für mich die größte Herausforderung stellte die Verbindung zwischen Strohballen und Holzbau dar, was wir aber mithilfe von Virko Kade einfach lösen konnten.
SonnenKlee: Kannst Du uns noch etwas über die Konstruktion der beiden Strohhallen erzählen?
Engelbert Schuller-Wagner: Die Herausforderung bei dieser Konstruktion ist die statische Stabilität. Auch wenn die Strohballen sehr groß sind (70x120x250cm) und natürlich auch dementsprechend schwer, war die Ableitung der Windkräfte eine Herausforderung. Wir konnten dies dann mithilfe unseres Statikers, der bis dato nichts mit der Strohbauweise zu tun hatte, und diese nun kennen und schätzen gelernt hat, sehr gut lösen. Jetzt sind wir fit für neue Projekte dieser Art!
SonnenKlee: Die Projekte wurden von Virko Kade (one straw revolution) betreut. Wie ist die Zusammenarbeit mit Virko gelaufen?
Engelbert Schuller-Wagner: Virko hat uns stets unterstützt bzw. sein Fachwissen einfließen lassen. Er war uns eine große Unterstützung!
Sein Fachwissen ist beachtlich und ein man sieht sofort, dass er diese Bauweise zu 100 % vertritt! Dank seiner unkomplizierten und aufgeschlossenen Art ist die Zusammenarbeit mit ihm stets eine Freude.
SonnenKlee: Aktuell planst Du für einen Kunden ein strohgedämmtes Einfamilienhaus. Was ist die Motivation der Baufamilie für diese Bauweise?
Engelbert Schuller-Wagner: Wie vorhin schon erwähnt habe, kann ich in meiner Selbstständigkeit nun Projekt verwirklichen, die mir echt am Herzen liegen und dieses ist definitiv eines davon!
Die Baufamilie schafft mit dieser Bauweise Lebensqualität und nicht nur Lebensraum! Dazu möchten sie, gesunde, nachhaltige, regionale Baustoffe verwenden. Der Strohbau bietet uns die Möglichkeit, nicht recyclebare Produkte, die wir im konventionellen Holzbau für die Dichtheit verwenden müssten, durch nachhaltige, ökologisch sinnvolle Alternativen zu ersetzen. Dies schätzen meine Kunden und auch ich am meisten!
SonnenKlee: Welches Potenzial siehst Du für Stroh als Baustoff in näherer Zukunft?
Engelbert Schuller-Wagner: Ich sehe sehr viel Potenzial darin! Immer mehr Kunden hinterfragen die herkömmlichen Baumaterialien und hier kann ich immer wieder Stroh empfehlen. Durch die Möglichkeit, dass Stroh nun auch in vorhandene Gefache eingeblasen werden kann, bieten sich natürlich im Holzbau sehr viele Varianten an, um Stroh als Dämmstoff zu verwenden.
SonnenKlee: Ich habe auf Deiner Web-Seite gesehen, dass Du schon viele Althaussanierungen gemacht hast. Was ist Dir bei Sanierungsprojekten besonders wichtig?
Engelbert Schuller-Wagner: Natürlich der nachhaltige Aspekt! Unser Firmenmotto lautet „Mit neuem Wissen Altes bewahren“ und wir versuchen diesem Motto treu zu bleiben!
SonnenKlee: Möchtest Du unseren Leserinnen sonst noch etwas mitteilen?
Engelbert Schuller-Wagner: Bei Angeboten sollen die Produkte im Vordergrund stehen und diese dann verglichen werden. Im ersten Augenblick kann ein Angebot mit alternativen Materialien etwas teurer erscheinen, jedoch mit dem Blick auf Nachhaltigkeit, Regionalität und dem ökologischen Fußabdruck, ist ein Bauen mit diesen Produkten immer attraktiver.
Ich freue mich auf die Zukunft und auf weitere Projekte natürlich mit Stroh 😊
Lieber Engelbert, vielen Dank für das Interviewgespräch!
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