Anton Spitaler, Geschäftsführer, Wegbereiter für ökologisches Dämmen
Anton Spitaler hat als Gründer der Firma ISOCELL, als einer der ersten gezeigt, dass Dämmen mit ökologischen Materialien wie Zellulose im großen Stil möglich ist. Sein Umweltbewusstsein war immer eine starke Motivation für ihn und mit zahlreichen Innovationen hat er die Produktion und den Einsatz von Dämmprodukten stetig optimiert. Ein logischer Schritt war auch die Aufnahme der Stroh-Einblasdämmung Plantacell, in das Produktportfolio von ISOCELL. Wir freuen uns sehr, dass er uns ein Interview gegeben hat.
SonnenKlee: Wie haben Sie es damals geschafft, in der Baubranche mit Zellulose-Einblasdämmung ein neues Produkt zu etablieren und somit Isocell zu einem internationalen Big-Player in der Dämmindustrie zu machen?
Anton Spitaler: Mit Begeisterung und super Mitarbeitern in einer Zukunftsbranche, dem Holzbau. Ein bisschen Glück muss man dann auch noch da und dort haben, aber das gilt ja für alle Unternehmungen.
SonnenKlee: Welche Chancen sehen Sie für Ihr Stroh-Einblasdämmungsprodukt Plantacell und was sind die Stärken von den Materialien Stroh und Zellulose?
Anton Spitaler: Stroh ist wie Zellulose ein CO₂ negatives Baumaterial. Es wird mehr CO₂ im Gebäude gespeichert, als es zur Herstellung verbraucht. Damit kann, auch wenn der Keller aus Beton ist, ein klimaneutrales Gebäude erreichtet werden.
SonnenKlee: Sehen Sie Auswirkungen der Energiekrise, die auf den Dämmstoffverkauf Einfluss haben oder in Zukunft noch haben werden?
Anton Spitaler: Natürlich, obwohl es manchmal so aussieht, als würde nur die Energieerzeugung gefördert. Aber es gibt günstige und hocheffiziente Maßnahmen wie die Dämmung der letzten Geschossdecke. Wenn man nur das macht, kann das bei einem Haus bis zu 40 % Einsparung bringen.
SonnenKlee: Wie sehen Sie die Entwicklungen bezüglich thermischer Sanierung von Gebäuden? Gerade bei Fassadendämmungen ist der Marktanteil von Polystyrol noch sehr hoch. Wie kann man ökologischere Alternativen mehr ins Bewusstsein bringen?
Anton Spitaler: Die Bauökologie wird nach einer Norm gerechnet. Man muss hier nichts erfinden und bei den meisten Energieausweisen auch als Wert ausgewiesen. Wenn das aber nicht thematisiert wird, kann sich kein Bewusstsein bilden.
SonnenKlee: Welche neuen Technologien und Werkzeuge für Erzeugung und Verarbeitung haben Sie mit Isocell in letzter Zeit entwickelt und wohin geht der Trend bei der Einblastechnik?
Anton Spitaler: Der Trend geht zu leistungsstärkeren Maschinen für die Baustelle und auf jeden Fall in Richtung automatischer Dämmlösungen in der Vorfertigung. Hier wird eigentlich ständig weiterentwickelt.
SonnenKlee: Können Sie uns etwas über die Möglichkeiten zur Vorfertigung im Werk und die dadurch entstehenden Vorteile erzählen?
Anton Spitaler: Die Vorfertigung von Holzelementen und die damit einhergehende Automatisierung ist eine der großen Chancen im Holzbau. Wir haben mit der Einblasplatte ISOBLOW Elements eine Technologie entwickelt, die sich optimal in die Prozesslinie integrieren lässt und mit der die Befüllung von einseitig beplankten Elementen möglich ist.
SonnenKlee: Zum Thema „Klimaneutralität im Gebäudesektor“ gab es ja kürzlich ein Expertengespräch bei Isocell. Welche Hebel sind notwendig bzw. sind lenkende Maßnahmen der Gesetzgebung sinnvoll, um eine raschere Transformation in der Baubranche zu erreichen?
Anton Spitaler: Im Energieausweis wird automatisch der Wert für Baustoffökologie ausgewertet, aber in Wirklichkeit interessiert das niemanden. Es gibt ja keine Grenzwerte. Politisch brisant ist dies, weil es die Bauprodukte mit hoher Herstellenergie unter Druck bringen würde. Klimatechnisch ist dies nur bedingt ein Fortschritt. Wird ein Gebäude nur mit energieintensiven Materialien gebaut, darf es halt während der Nutzung keine Energie mehr benötigen. Oder man muss kompensieren und das geht wiederum nur im Mix mit organischen Materialien.
SonnenKlee: Durch die enormen Preissteigerungen in letzter Zeit im Bereich der Haushaltsausgaben und besonders auch im Bausektor können sich viele Familien den Traum eines eigenen Einfamilienhauses nicht mehr erfüllen. Kann das ökologische Bauen im großvolumigen Wohnbau nun auch verstärkt Einzug finden?
Anton Spitaler: Es ist Sache der Politik, die Umsetzung vom Europäischen Green Deal in den Ländern zu fördern. Leider steht sehr oft nur die Energiegewinnung und nicht die Einsparung im Vordergrund. Frau Van der Leyen hat in ihrer Rede vom 16. September 2020 ganz klar ausgedrückt, dass der Bausektor durch den Einsatz von organischen Materialien wie Holz vom CO₂-Verursacher zum CO₂ Speicher werden soll. Und das geht bei der Dämmung mit Materialien wie Zellulose und Stroh, die im Vergleich zu künstlichen Fasern auch wenig Primärenergieaufwand, also Energiebedarf bei ihrer Herstellung benötigen.
SonnenKlee: Was möchten Sie unseren LeserInnen sonst noch mitgeben?
Anton Spitaler: Keine weisen Ratschläge. Wir freuen uns, wenn sich jemand für Isocell interessiert und stehen bei Fragen zu Einblasdämmung und Luftdichtheit sehr gerne zur Verfügung.
Lieber Herr Spitaler, vielen Dank für das sehr spannende Interviewgespräch!
Links:
- Produkt-Webseite ISOCELL: www.isocell.com/de-at/produkt/plantacell
- ISOCELL auf LinkedIn: www.linkedin.com/company/isocell-com